Susanne M. Winterling

Licht in seiner Materialität und Sehen in seiner Körperlichkeit zu begreifen, ist ein bestimmendes Prinzip dieser Ausstellung. Sie beschäftigt sich analytisch, spielerisch und kritisch mit der Vielschichtigkeit von Bildern. Bilder – filmisch, fotografisch, digital, vor allem materiell, beinhalten auf unterschiedliche Weisen ihre elementare Entstehung: das Auftreffen von Licht auf einen Träger, eine Oberfläche. Nur bedingt kontrollierbar und subjektiv ist das Ergebnis nie gänzlich voraussehbar. Dieser Prozess in seiner Fragilität und Sensibilität hat immer etwas
Rätselhaftes und Poetisches, das selbst ein umfassendes Verständnis der physikalischen und chemischen Vorgänge nicht entschlüsseln kann. So wird ein archivarisches Dokumentarfoto aus der italienischen Frauenbewegung inszeniert zur Immersion. Nicht der Affekt der Frauencollective dieser Zeit, sondern deren Möglichkeit heute wird hinterfragt und skulptural im Raum inszeniert. Suggeriert wird, dass wir unter einer Decke stecken: das Glitzern des Aerogels, eines von der NASA entwickelten Materials, der Tiefseeraum auf dem Touchscreen und ein schwarzes Loch. Technologie ist nur ein Teil der »Screenwelt« mit der wir umgeben sind. Diese als eine der Systeme zu verstehen, bestimmt das Eingebundensein: sozial, kulturell und im natürlichen Ökosystem. Licht als Metapher – der Emanzipation, in der Science-Fiction Bilderwelt wie im Impressionismus: so dass eine Arbeit der Lübecker Malerin Maria Slavona (1865 – 1931) integriert ist, die dieser Stilrichtung
nahe steht.

Susanne M Winterling (* 1971) ist Professorin für Fotografie, Film und Video an der Oslo Academy of Fine Art in Norwegen. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Oslo.